Touristischer „Tierschutz“ in der Türkei
Für viele Touristen in der Türkei gehören streunende Katzen und Hunde zum gewohnten Bild in der Ferienregion. Es ist ein gewohntes Bild in der Türkei, doch für viele Touristen ein ebenso befremdliches.
So manche Wurstscheibe vom Frühstücksbuffet oder übrig gebliebene Stückchen vom abendlichen Braten verschwinden klammheimlich in Plastikbeuteln und werden freudig an den Lieblingsstreuner verfüttert. Die Hunde und Katzen auf den Straßen sichern sich nicht selten durch diese Gabe das eigene Überleben. Pünktlich am nächsten Tag finden diese Tiere sich nach dem Frühstück oder dem Abendbrot erneut bei „ihrem“ Urlauber ein. Ein gleiches Bild ergibt sich für die nächsten Tage, bis sich der Urlaub schließlich dem Ende neigt.
So manches Menschenherz bricht entzwei, wenn die selbst getaufte Mimi, Susi oder Leo folglich einfach zurückgelassen werden müssen. Wer kümmert sich im Anschluss um diese Tiere? Werden Mimi und Leo weiterhin gefüttert? Wer wird ihr Überleben sichern? Sie müssen sich zwangsläufig bei Abreise fragen, ob jemand Ihren Platz einnehmen wird und die Tiere weiterhin füttert.
Schwieriger wird es, wenn Sie als Tourist ein verletztes Tier, beispielsweise einen Welpen finden. Viele tierliebende Touristen möchten das gefundene, kranke oder anhänglich gewordene Tier am liebsten mit nach Hause nehmen. Dies ist eine Idee, die wir sehr ehrenhaft finden, doch leider müssen wir Ihnen an dieser Stelle den Zahn ziehen: Es ist weder für das Tier noch für Sie in den seltensten Fällen eine wirklich gute Idee!
Doch was können Sie vor Ort tun, um den Tierschutz in der Türkei aktiv oder passiv zu unterstützen? In diesem und fortlaufenden Ratgebern möchten wir Ihnen diese Frage beantworten.
Braucht das Tier meine Hilfe?
Ist die erste Frage, die Sie sich stellen sollten, wenn Sie einen Streuner sehen.
Fakt ist: Im Grunde benötigt jeder Streuner in der Türkei Ihre Hilfe. Jeder Streuner ist auf aktive Menschen angewiesen, welche den Tierschutz oder die Tierschützer in der Türkei gezielt unterstützen. Und dies kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen. Jedes Tier auf der Straße muss sich selbst versorgen. Erwachsene oder halbwüchsige Streuner, die selbst für sich sorgen können, betteln kommen und sonst ihrer Wege gehen, freuen sich über Futter und ein bisschen Zuwendung. Herrenlose Katzen und Hunde ernähren sich hauptsächlich von Abfällen und haben einen kampferprobten Magen.
Fast alle Nahrungsmittel, die wir als Menschen essen, können ebenso einen Hund satt machen. Doch Obacht: Katzen sich um Einiges wählerischer! Seien Sie bitte nicht beleidigt, wenn die Katze oder der Kater Ihnen nicht alles aus der Hand reißt oder freudig schmatzend in Empfang nimmt.
Nicht jedes Nahrungsmittel ist geeignet!
Ob Hund oder Katze: Es gibt einige wenige Nahrungsmittel, die Sie auf gar keinen Fall verfüttern sollten! Hierzu zählen:
- Knochen (gekocht oder gegrillt), denn diese sind für Hunde unverdaulich und können zum Darmverschluss und folgendem Tod führen
- Zwiebeln können unter Umständen für Hunde giftig sein
- Schokolade ist grundsätzlich nicht für Hunde geeignet
- Stark gewürzte und scharfe Nahrungsmittel sind ebenfalls ungeeignet.
Anderweitig können Sie die streunenden Hunde mit allerlei Köstlichkeiten glücklich machen.
Katzen können Sie mit Wurst, Fleisch oder Fisch glücklich machen, wobei Sie stark gewürzte und salzige Wurst bitte vermeiden! Katzen müssen von Natur aus mehr Fleisch essen als Hunde und für Katzen kann es lebensbedrohlich sein, wenn sie länger als 24 Stunden kein Futter bekommen.
Und gegen jedes Vorurteil möchten wir Ihnen sagen: Bitte geben Sie den Straßenkatzen keine Milch! Katzen vertragen keine laktosehaltigen Lebensmittel und können ernsthaft gesundheitliche Probleme bekommen.
Um sicherzustellen, dass Sie den Tieren nicht schaden und den Tierschutz in der Türkei somit noch schwieriger gestalten, empfehlen wir handelsübliches Futter zu kaufen. In jeder größeren türkischen Stadt finden Sie entsprechende Geschäfte für Dosenfutter und Trockenfutter.
Bitte beachten Sie
dass Hotelbesitzer nicht gern sehen, wenn die Streuner vor ihrer Hoteltür „angefüttert“ werden. Damit Sie sich Ärger ersparen, ist es günstiger, die Tiere abseits einer Hotelanlage zu füttern. Suchen Sie sich einen geeigneten Futterplatz.
Beachten Sie allerdings auch, dass ein selbstständiger Streuner anderweitig keine direkte Hilfe benötigt. Er führt ein eigenes Lebens und sein einziges Hauptproblem ist Hunger.
Lassen Sie sich nicht vom scheinbar kranken Aussehen mancher Streuner täuschen! In Deutschland sind wir das Bild von wohlgenährten und gepflegten Hunden und Katzen gewohnt. Daher kommt es oft vor, dass der Anblick einer streunenden Katze oder eines Hundes einen falschen Eindruck erweckt: Sie wirken oft krank, obwohl sie dies eigentlich nicht sind. Sie sehen einfach nur wie ein Tier aus, welches frei und wild lebt.
Hierzu gehört es, dass die Tiere mit Flöhen oder Zecken zu kämpfen haben. Ein nicht ganz sauberer Schlafplatz sowie alte oder verheilte Verletzungen gehören ebenfalls dazu. Diese Tiere sind vom Hunger gezeichnet, kommen aber ansonsten gut (innerhalb einer Saison!) zurecht. Außerhalb der Saison kümmern sich Vereine wie Care-4-life e.V. oder Aktive vor Ort um den Tierschutz in der Türkei.
Das Welpenelend in der Türkei ist unermesslich
Die einzige Möglichkeit dagegen anzugehen, sind Kastrationen. Touristen, die Katzenwelpen oder Hundewelpen finden, sind fast immer unsäglich gerührt. Die Natur hat dies so vorgesehen: Katzenwelpen und Hundewelpen sehen immer süß aus! Dies ist ein natürlicher Überlebensmechanismus.
Wenn Sie Welpen auf der Straße finden, nehmen Sie diese auf gar keinen Fall mit! Warten Sie beim Fund eines Wurfes bitte erst einige Stunden ab, ob sich die Mutter der Kleinen einfindet. Nehmen Sie nie Welpen vom säugenden Muttertier weg, auch wenn sie schon recht eigenständig aussehen und herumlaufen. Die Antikörper der Muttermilch sind überlebenswichtig für die Kleinen.
Welpen, die zum Sterben von Menschen ausgesetzt werden, befinden sich in der Regel in Behältnissen (Tüten, Kartons) oder im Müll.
Versuchen Sie erfahrene Hände zu finden und füttern Sie die Welpen keinesfalls mit Kuhmilch! Welpen, die noch eine Flaschen brauchen, vertragen diese nicht.
Größere Welpen können zerdrücktes Dosenfutter oder eingeweichtes Trockenfutter bekommen. Wenn die Welpen bereits Zähne haben, können sie alles fressen.
Wie Sie bei einem Welpenfund vorgehen
Wenn Sie ausgesetzte Welpen finden, wenden Sie sich bitte an einen Tierschutzverein oder Tierheime. Sie müssen unter Umständen damit rechnen, dass Sie mit den Welpen abgewiesen werden, wenn die Kapazitäten überlastet sind. Bitte bedenken Sie in diesem Fall, dass die Tierschützer und Tierheime vernünftig und verantwortungsvoll handeln! Wir versuchen so viele Tiere wie nur möglich zu retten. Zu unserer Arbeit gehört aber auch, dass nicht alle Tiere es schaffen.
Wir möchten nicht verschweigen, dass die meisten Welpen, die ohne Mutter aufgefunden werden ihre ersten Lebenswochen nicht überstehen. Dies trotz aller Bemühungen von Tierschützern, Tierheimen und Tierärzten.
Ein Mangel an Nahrung, Muttermilch, Mutterliebe und Wärme macht sie schwach. Die Abwehrkräfte gegenüber Krankheiten sind in so zartem Alter noch gar nicht ausgebildet.
Sie möchten diesen Hund/diese Katze behalten?
Begegnet Ihnen vor Ort ein Streuner, in den Sie sich verlieben und den Sie kurz entschlossen mit nach Hause nehmen wollen, dann machen Sie sich bitte Folgendes bewusst:
- Wenn Sie einen Streuner mit nach Deutschland nehmen, dann besitzen Sie die volle Verantwortung für das Tier! Und zwar nicht nur für das Wohlergehen und die Gesundheit, sondern für alles, was das Tier tut.
Ein Streuner ist nicht mit einem Tier vom Züchter zu vergleichen! Bei eventuellen Schwierigkeiten können Sie den Hund oder die Katze nicht einfach ins nächste Tierheim bringen oder einem Tierschutzverein übergeben. Tierheime in Deutschland haben selten Platz! Und schon gar nicht für Tiere, die aufgrund von Problemen schwer vermittelbar sind oder aus dem Ausland kommen.
- Streuner sind meist nicht stubenrein.
Sie müssen noch lernen, wo Sie ihr Geschäft machen dürfen und wo nicht. Auch für erwachsene Hunde ist dies manchmal schwer zu lernen und dieser Prozess kann Wochen bis Monate dauern. Sie brauchen in erster Hinsicht also Geduld!
- Das Tier kann krank sein oder an mehreren Krankheiten leiden.
Es ist Ihre Verantwortung dem Tier zu helfen und Sie müssen bereit sein, die Kosten einer Behandlung zu tragen.
Vorschriften der EU an Drittländer wie die Türkei
- Hunde und Katzen, die nach Deutschland einreisen, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllen.
Hierzu gehören ein Nachweis zur Tollwutimpfung oder einer Antikörperbestimmung. Die Tiere müssen alle nötigen Schutzimpfungen erhalten haben und gegen Parasiten behandelt sein. Zudem ist die Kennzeichnung durch einen Mikro-Chip Pflicht!
- Die Mitnahme eines Tieres muss im Voraus bei der Fluggesellschaft angemeldet sein.
Es kann passieren, dass diese sich weigert, den Hund oder die Katze mitzunehmen. In der Regel dürfen Tiere über 7kg nicht im Passagierraum mitgeführt werden. Das Tier benötigt also eine flugtaugliche Box und diese Box muss so groß sein, dass das Tier darin bequem und aufrecht stehen und sich drehen kann.
Auch im Passagierraum muss das Tier in einem geeigneten Behältnis untergebracht sein und darf nicht frei laufen. Für den Transport per Flug im Frachtraum muss der Hund ein auf ihn abgestimmtes Beruhigungsmittel bekommen. Ein Frachtraum-Flug ohne Beruhigungsmittel ist Tierquälerei!
Was es sonst zu beachten gibt
- Falls das Tier gesundheitlich auffällig ist, kann es sein, dass es am Zielflughafen vom zuständigen Veterinärbeauftragten in Quarantäne gesetzt wird.
- Ihr Alltag in Deutschland wird sich mit einem Tier komplett ändern.
Wir bitten zu beachten, dass kein Hund täglich mehr als vier Stunden allein bleiben sollte. Zudem muss jeder Hund täglich mehrfach ausgeführt werden und 1 bis 3 Stunden spazieren gehen können. Etwaige andere Aktivitäten und Beschäftigungen erachten wir als selbstverständlich.
- Wir bitten um Beachtung unserer Seite “Flugpatenschaft” – Einreisestimmungen aus dem Drittland Türkei.
Wenn Sie Ihr Herz an einen Streuner verlieren, zögern Sie nicht sich mit uns in Verbindung zu setzen! Sie können auch ins städtische Tierheim fahren oder sich an einen anderen Tierschutzverein vor Ort wenden.
Sie werden dort gut beraten und es wird Ihnen geholfen, den Hund/die Katze legal und auf bestem Wege für alle Beteiligten zu Ihrem Familienmitglied werden zu lassen.
Sicher müssen Sie dafür erst ohne Hund/Katze nach Hause fliegen und können ihn erst einige Wochen später in Deutschland in Empfang nehmen. Lesen Sie hierzu bitte unsere Infos unter “Flugpatenschaft”.
Wie können Sie die Tierschützer unterstützen?
Die Tierschützer vor Ort sind auf Ihre Hilfe angewiesen! Dies können wir klein reden oder ignorieren. Doch am wirkungsvollsten können Sie den Streuern helfen, wenn Sie sich an Tierschützer oder Tierheime vor Ort und an Care-4-life e.V. wenden. Wir sorgen u.a. dafür, dass die Streuner schonend kastriert werden, damit die Population eingedämmt wird.
Die Tierschützer vor Ort unterhalten zumeist feste Futterplätze, die den Tieren helfen, zu überleben.
Bereits vor Ihrer Reise können Sie eine Patenschaft für einen streunenden Hund oder streunende Katze übernehmen. Gern können Sie auch Mitglied bei Care-4-life e.V. werden oder uns durch Spenden unterstützen.
Wenn Sie ein Tier finden, das offensichtlich krank oder verletzt ist und tierärztliche Behandlung benötigt, wenden Sie sich bitte an unseren Verein oder suchen Sie einen örtlichen Tierarzt oder ein örtliches Tierheim auf.
Warum Auslandshunde so beliebt sind
Grundsätzlich sind die Hunde sehr gut sozialisiert, da sie schon als Welpen Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen, anderen Hunden, Katzen, etc. haben. Zudem werden sie früh mit sehr vielfältigen Umweltreizen konfrontiert. Doch bitte beachten Sie, dass diese Umweltreize konträr zu jenen in Deutschland sind.
Die Hunde sind den Menschen gegenüber aufgeschlossen. Werden sie gut behandelt, revanchieren sie sich mit einer starken Anhänglichkeit.
Streuner sind wahre Überlebenskünstler, auch weil sie Rudel bilden. In den Rudeln kommt es zu erstaunlich differenzierten Verhaltensweisen. Aggression ist selten zu finden, denn Hunde, die sich anderen Hunden gegenüber aggressiv verhalten, haben nur schlechte Überlebenschancen.
Das bedeutet aber auch, dass die Hunde bei uns besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Die Hunde lernen schneller, brauchen aber mehr Zuwendung, Aufgaben und Beschäftigungen, da ansonsten die Gefahr von Langeweile mit den daraus resultierenden Fehlverhalten ansteigt.
Das Hundeleben in der Türkei ist hart. Nicht nur die Massen an Futterneidern sondern auch die harten klimatischen Bedingungen lassen nur die widerstandsfähigen Hunde überleben. Auslandshunde sind robust. Man sollte die Gefahr der typischen südeuropäischen Infektionskrankheiten aber niemals unterschätzen und daher nur Hunde nach Deutschland einführen, die tierärztlich korrekt überprüft wurden.
Die genannten Punkte gelten natürlich auch für viele andere südliche Länder. Nicht nur türkische Hunde sind gut sozialisiert. Ähnlich gute Voraussetzungen finden Sie auch bei Hunden in Griechenland, Spanien, von den kanarischen Inseln und den vielen andern Tierschutzprojekten im südeuropäischen Ausland.
Sozialverhalten vor Ort
Die vielen tausend Streuner in der Türkei leben in Verbänden. Man kann sicherlich nicht von natürlichem Rudelverhalten reden, da die Umstände in der Türkei für ihr Leben und Überleben von vielen anderen unnatürlichen Faktoren abhängen.
In den touristisch intensiv genutzten Gebieten werden Streuner auch von den Einheimischen geduldet. Es wurde schnell erkannt, dass viele Besucher ein mitunter sehr herzliches und emotionales Verhältnis zu Tieren haben. Folglich lässt man die Hunde und Katzen gewähren. Zumindest bis die Saison vorbei ist.
Die Streuner sind von den Menschen abhängig, sie ernähren sich u.a. von den gigantischen Abfallmengen der Tourismusindustrie und werden von vielen Besuchern auch gefüttert. Sie lernen schon im Welpenalter die Rolle des Menschen als Futterspender kennen.
Und die Kehrseite?
Leider gibt es immer noch viel zu viele Hunde, die ihr Dasein an einer kurzen Kette oder unter unwürdigsten Verhältnissen fristen. Streuner, die negative Erfahrungen mit Menschen oder Situationen, in denen Menschen beteiligt waren, gemacht haben, reagieren mit Angst, Unsicherheit oder Scheu. Auch diese Hunde gibt es und sie sind Realität.
Es gibt viele Hunde und Katzen, die sehr gut auf den regionalen und überregionalen Straßen überleben können. Doch es gibt noch viele Hunde und Katzen mehr, die auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Wenn Sie Fragen haben oder weitere Informationen zu türkischen Streunern wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!
Futterpaket
Hund
Futterpaket
Katze
Damit wir Ihre Spende zuordnen können, geben Sie bitte auf der Zuwendung „Futter“ an.
Herzlichen Dank im Namen der Tiere.